Besser Wein oder Tee zum Käsefondue?

Käsefondue ist eines der traditionellen Gerichte in der Schweiz und weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt. Spätestens seit den Schilderungen in „Asterix bei den Schweizern“ weiss man auch im Ausland, dass für das Fondue-Essen strengen Regeln und Vorschriften gelten. So erwarten den unglücklichen Esser, der sein Brot im geschmolzenen Käse verliert, Strafen wie eine Runde Schnaps für alle oder Peitschenhiebe oder er muss gar befürchten, in einen See geworfen zu werden. Auch hinsichtlich der Frage, was man zum Käsefondue trinkt, gibt es Traditionen, allerdings sind die Meinungen diesbezüglich gespalten: Während die einen auf Weisswein und ein Glas Kirsch zum Verdauen schwören, beharren die anderen darauf, dass schwarzer Tee das einzig wahre Begleitgetränk zum Käsefondue ist.

Um diese Diskussion mit wissenschaftlichen Fakten zu untermauern, untersuchte ein Team von Zürcher Forschern die Auswirkungen der beiden Begleitgetränke auf die Verdauung. Für die Studie wurden 20 Käsefondue-Esser im Alter von 23 bis 58 Jahren rekrutiert. Nach einer Fastenzeit von sechs Stunden verspeiste jeder Teilnehmer ein üppiges Mahl aus 200 Gramm original Schweizer Käsefondue und 100 Gramm Brotwürfeln. Zum Trinken gab es entweder 3 dl Weisswein oder die gleiche Menge schwarzen Tees sowie entweder 20 ml Kirschschnaps oder Wasser als Digestif. Vor, während und nach dem Essen sammelte man Atemluftproben der Teilnehmer. Daraus konnten die Forscher Rückschlüsse auf den Alkoholgehalt und, mit Hilfe eines bestimmten Isotops in der Atemluft, auch auf die Magenentleerung der Probanden ziehen.

Es zeigte sich, dass Wein den Käse nicht so gut durch den Magen „rutschen“ lässt wie Tee: Der Magen der Fondue-Esser, die Wein tranken, entleerte sich nur halb so schnell wie jener der Teetrinker. Dieser Effekt hielt auch vier Stunden nach Beginn der Mahlzeit noch an. Den Teilnehmern, die zusätzlich noch Schnaps tranken, verging ausserdem noch der Appetit und sie verzichteten häufiger auf das Dessert. Diese Ergebnisse sind nicht nur für die Liebhaber von Käsefondue für Belang, sondern können auf jede reichhaltige Mahlzeit übertragen werden. Wer also vermeiden möchte, dass ihm üppige Mahlzeiten schwer im Magen liegt, sollte auf Alkohol wohl besser verzichten.

Quelle: Heinrich H et al: Effect on gastric function and symptoms of drinking wine, black tea, or schnapps with a Swiss cheese fondue. BMJ 2010; 341: 6731